Leiden arabische Frauen weniger? Kultur und Trauma Teil 1: Unsere Haltung

Dieser Artikel ist Teil 1 von 5 der Artikel-Serie Leiden arabische Frauen weniger? Kultur und Trauma

Nein, sie leiden nicht anders. Da ist unsere Haltung eindeutig. Der Schmerz der vergewaltigten Frauen ist in Syrien der gleiche wie in Mecklenburg, in China wie in Italien. Wenn Menschen Gewalt angetan wird, leiden sie. Dass sie leiden, ist nicht kulturabhängig, sondern Ausdruck menschlicher Existenz.

Deswegen sind auch alle Ansätze, Gewalttaten mit „kulturellen Unterschieden“ zu erklären, zu verniedlichen oder weniger zu bestrafen, falsch und gefährlich. Gewalt und traumatisierende Erniedrigung widerspricht den Menschenrechten, ganz gleich, auf welche kulturellen oder religiösen Traditionen sie sich beruft.

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Warum gibt es so viel Rassismus zwischen den Flüchtlingen?

Die Meldungen häufen sich:

  • Kinder aus dem Irak mögen nicht mit afghanischen Kindern in einer Fußballmannschaft spielen.
  • Syrische Frauen weisen afrikanische Frauen aus der Küche im Aufnahmelager.
  • Libysche Flüchtlinge prügeln sich mit solche aus Eritrea.
  • Roma werden bei der Essensausgabe von anderen Flüchtlingen ignoriert.

Solche und zahlreiche andere Geschehnisse verweisen auf einen starken Rassismus, der sich zwischen den Flüchtlingsgruppen austobt. Warum ist das so? Weiter lesen

Warum wehren sich Migrant/innen und Flüchtlinge gegen neue Flüchtlinge?

Umfrageergebnisse sagen, dass fast 50 % der Flüchtlinge aus Syrien Obergrenzen bei der Aufnahme neuer Flüchtlinge befürworten. Unter denen, die schön länger als Flüchtlinge oder andere Migrant/innen in Deutschland leben, lehnen viele in scharfen Worten die Aufnahme neuer Flüchtlinge ab. Eine Lehrerin aus der Nähe von Berlin erzählte mir, dass die Kinder ihrer Klasse in der Grundschule sie fragten, ob sie bald ihre Arbeit verliere, weil ja „die Flüchtlinge allen die Arbeit wegnehmen“. Viele Kinder äußerten massive Ängste vor Flüchtlingen, im Originalton der Eltern. Von den Kindern ihrer Klasse hatten nur zwei deutsche Eltern, alle anderen Eltern mit Migrationshintergrund … Weiter lesen

Verstörtsein und was es braucht

Die hauptsächlichste Nachwirkung traumatischer Erfahrung besteht darin, dass die Menschen verstört sind. Es gibt bei den meisten keinen Katalog von „Störungen“ oder von allgemeingültigen „Symptomen“, sondern eher ein Befinden, welches das Erleben ausdrückt, dass die Welt nicht mehr die gleiche ist wie früher, die äußere wie die innere Welt. Wir nennen es Verstörtsein. Manche sagen dazu „verpeilt“, „neben sich stehend“, „durcheinander“, „neben der Kappe sein“ …
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Das „Dreifache Aus-der-Welt-Fallen“

Viele Menschen, die traumatische Erfahrungen gemacht haben – vor allem Kriegserfahrungen, Überfälle und sexuelle Gewalt – beschreiben ihr Erleben so, dass sie „aus der Welt gefallen sind“. Sie befinden sich noch in der gleichen Welt wie vorher und in der gleichen Welt wie andere Menschen, doch in ihrem Erleben sind sie aus der bisherigen Welt in eine andere Welt gefallen: in eine Welt der Verzweiflung, in eine Welt oft des Abgrundes, in eine Welt, die andere nicht verstehen. Woraus sie gefallen sind, ist die Selbstverständlichkeit des In-der-Welt-Seins, der selbstverständliche sichere Ort im sozialen Netz.
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Ein Urteil und die Angst

Ich saß in der letzten Woche gemeinsam mit meiner Frau, mit einer Kollegin und Freundin zusammen, die viele Jahre lang traumatisierte Flüchtlinge aus den Nachfolgestaaten des ehemaligen Jugoslawien betreute. Sie erzählte von einer Frau aus Bosnien, die vor 20 Jahren in Sebrenica durch serbische Nationalisten Schlimmes erlebt und danach darüber geschwiegen hatte. Durch Bedrohungen der damaligen Täter brach nun der alte Schrecken wieder auf und sie floh nach Deutschland.

Am nächsten Tag las ich die Meldung, dass der Führer der serbischen Nationalistenverbände, Vojislav Seselj vom Haager Kriegsverbrechertribunal freigesprochen wurde. Ich war und bin entsetzt. Weiter lesen

Was mache ich, wenn … ein Flüchtling aus dem Irak sich weigert, mit mir als Frau zu sprechen?

Dann können Sie in der Regel nichts daran verändern. Dieses Verhalten ruft Gefühle von Hilflosigkeit hervor, vielleicht auch von Zorn, von Traurigkeit, Enttäuschung … Und doch werden Sie in den meisten Fällen an der Situation nichts ändern können. Weiter lesen

Was mache ich, wenn … Flüchtlinge, mit denen ich arbeite, überangepasst sind und gar nicht auffallen? Kann das auch eine Folge von Traumatisierungen sein?

Ja, das kann der Fall sein. Eine traumatische Erfahrung ist ein Erleben existentieller Bedrohung. Die Folge ist, dass Menschen alles tun, um sich solchen Situationen nicht mehr auszusetzen. Ein Weg besteht darin, sich wie ein Chamäleon zu verhalten, sich also an unterschiedliche Gegebenheiten anzupassen. Oft erfolgt das so in solch extremer Stärke, Weiter lesen

Was mache ich, wenn … ich mich an die fremdsprachigen Namen nicht mehr erinnere oder sie nicht richtig aussprechen kann, wie zum Beispiel bei Flüchtlingen aus dem arabischen Raum oder aus Afrika?

Namen sind wichtiger Ausdruck unserer Identität. Sie sind Ausdruck dessen, was uns einzigartig und unverwechselbar macht. Deswegen ist es für alle Menschen wichtig, mit dem Namen richtig angesprochen zu werden. Viele Menschen mit Migrationshintergrund in Deutschland sind verletzt, wenn noch nach Jahren zum Beispiel türkische Namen nicht richtig ausgesprochen werden, zum Beispiel das türkischen „Z“ wie ein deutsches „Z“ ausgesprochen und nicht mit einem weichen „S“. Wenn Menschen den Eindruck haben, dass sich niemand darum bemüht, ihren Namen richtig auszusprechen oder ihn zu behalten, dann fühlen sie sich meistes verletzt. Das gilt insbesondere dann, wenn diese Menschen traumatisiert sind und folglich unter Indentitäts-Verunsicherungen leiden. Weiter lesen