Zwei Trigger sind mir in der letzten Zeit bei traumatisierten Flüchtlingen begegnet, auf die ich hier hinweisen möchte. Der erste ist die Stille. Ich weiß auch aus der Begleitung anderer traumatisierter Menschen, dass Stille für manche von Ihnen nicht aushaltbar ist. Bei traumatisierten Flüchtlingen begegnet mir das noch häufiger.
Warum ist das so? Eine Frau meinte, das sei „die Stille nach der Katastrophe oder das Auge in der Mitte des Orkans“. Viele sagen, dass sie in der Stille die Schreie der Verletzten, der Sterbenden, der Vergewaltigten hören. Stille ist für sie extrem laut.
Wir kommen den Frauen entgegen, indem wir z. B. bei Gruppen im Hintergrund leise Musik laufen lassen.
Der zweite Trigger sind unfertige Häuser. Eine Frau erzählte: „Wenn ich durch die Stadt gehe und Baustellen sehe, bin ich wieder in Aleppo. Ganz egal, ob das eine Baustelle ist oder eine Renovierung oder ein Umbau oder ein Abriss. Immer kommt Aleppo. Dann bin ich wieder wie dort. Ich bin dann ganz betäubt und stehe neben mir.“
Solche Trigger waren mir vorher nicht bekannt. Dass Flüchtlinge aus Kriegsgebieten dadurch von ihren traumatischen Erfahrungen überwältigt werden, ist nachvollziebar.
- „Was brauchst du?“ - 14. Oktober 2024
- Die Sehnsucht und der erste Schritt - 23. September 2024
- Musik kann umarmen - 2. September 2024
- Ein Lob des Misstrauens - 22. Juli 2024
- Völlig losgelöst - 1. Juli 2024