Was die Menschen in der ehemaligen DDR mit denen im Westen teilten, waren die traumatischen Erfahrungen von Krieg, Nationalsozialismus, Flucht und Vertreibung.
Hinzu kam in beiden Ländern die Traumatisierung der nächsten Generation. Überall wurde geschwiegen, in den Familien wie in der Gesellschaft. War es im Westen eher der Versuch, den Nationalsozialismus „vergessen“ zu machen und einen „Schlussstrich“ zu ziehen, durften im Osten zum Beispiel die Vergewaltigungen durch Soldaten der Sowjetarmee nicht erwähnt werden. Kein Makel durfte auf die „Befreier“ fallen. Dieses Schweigen wirkte wie eine Verlängerung der traumatischen Erfahrungen und hatte eine Traumaweitergabe an die nächsten Generationen zufolge.
Und eine dritte Traumatisierung kam in der damaligen DDR hinzu, wie mir beim Lesen des Buches „Die Moskauer. Wie das Stalintrauma die DDR prägte“ des Historikers Andreas Petersen deutlich wurde.
Die Führungsschicht der SED und der neugegründeten DDR bestand aus den Kommunisten, die in den 30er Jahren in die Sowjetunion emigriert waren. Von den rund 8000 Emigranten in der SU überlebten nur 1400 Menschen. Die anderen wurden im Zuge der stalinistischen Säuberungen erschossen oder in Zwangsarbeitslager verbannt. Alle, buchstäblich alle, die überlebten, mussten ihre Genossen und Kameraden anschwärzen und denunzieren. Alle waren traumatisiert, Täter und Opfer zugleich. Darüber mussten sie den Mantel des Schweigens legen.
Diese dreifachen Traumatisierungswellen bestimmten das Klima.