Verrat überleben, Verratsfolgen bewältigen (1): Das Gefühl ernst nehmen

Dieser Artikel ist Teil 1 von 10 der Artikel-Serie Verrat überleben, Verratsfolgen bewältigen

„Sie hatten mir gesagt: Das Boot ist sicher. Und doch ist es voll gelaufen!“ Der Flüchtling wurde gerade noch gerettet, seine Frau auch. Doch er fühlt sich auch ein Jahr danach noch getäuscht und verraten und ist fassungslos.

Eine deutsche Klientin war als 12jähriges Mädchen von ihrem Onkel vergewaltigt worden. „Ich hatte ihm doch vertraut. Darüber komme ich immer noch nicht hinweg. Nach über 20 Jahren müsste es doch vorbei sein …“ Auch sie fühlt sich verraten. Immer noch und immer wieder. Weiter lesen

Verrat überleben, Verratsfolgen bewältigen (2): Der Verlust der Zugehörigkeit und des Eingehaustseins

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Viele traumatisierte Menschen beschreiben ihre Erfahrung mit dem Bild, dass sie aus der Welt gefallen sind, aus ihrer Welt. Ein besonderer Aspekt besteht darin, dass die Zugehörigkeit verloren gegangen ist. Wir Menschen fühlen uns dort zugehörig, wo es selbstverständliche Verbindungen und Bindungen zu anderen Menschen gibt. Da die meisten Menschen, die Traumata erlebten, sexuelle Gewalt erfuhren, und dies aus dem engsten Familien-, Verwandtschafts- und Nachbarschaftskreis, muss dies Auswirkungen auf das Vertrauen und die selbstverständliche Zugehörigkeit haben.
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Verrat überleben, Verratsfolgen bewältigen (3): Radikaler Respekt

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Wer das Gefühl hat, verraten worden zu sein, hat die Erfahrung gemacht, dass er oder sie nicht respektiert wurde. Dies hat oft zur Folge, dass diese Menschen nachhaltig verunsichert sind. Sie sehnen sich auf der einen Seite danach, respektiert zu werden, auf der anderen Seite hat die Erfahrung fehlenden Respekts oft dazu geführt, dass der Respekt vor sich selbst verunsichert, manchmal verwirrt und verkümmert ist und oft angezweifelt wird. Respekt vor sich selbst heißt, sich ernst nehmen in seinen Widersprüchlichkeiten, auch in seinem Kummer, auch in seiner Verunsicherung. Und deswegen empfehlen wir Menschen, die Verratserfahrungen haben, dass sie sich darum bemühen und darin unterstützt werden, den Weg des radikalen Respekts zu gehen. Weiter lesen

Verrat überleben, Verratsfolgen bewältigen (4): Das verlorene Paradies, der innere Terror und die Sehnsucht nach dem, was heil ist

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Eine Klientin erzählte: „Mir ist, als wäre ich aus dem Paradies vertrieben worden. So wie Eva, als sie den verbotenen Apfel gegessen hat. Doch dabei habe ich doch gar nichts getan. Ich habe nichts Verbotenes getan. Ich bin nur so gedemütigt und verraten worden. Vorher habe ich an mich geglaubt und an ein gutes Leben. Doch jetzt kommt mir das vor wie ein zerplatzter Traum. Ich bin aus dem Paradies vertrieben …“ Weiter lesen

Verrat überleben, Verratsfolgen bewältigen (5): Der nützliche Abgrund

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Eine Klientin mit massiven Verrats- und Traumaerfahrungen sagte: „Ja, ich schaffe es, zu dem Menschen, der mir das Schlimme angetan hat, Abstand zu halten. Und ich merke auch, das tut mir gut. Es war ein früherer Freund, der mich vergewaltigt hat, und ich fühle mich so von ihm verraten, denn ich habe ihn doch mal geliebt und er mich auch. Für mich ist das immer noch unfassbar. Weiter lesen

Verrat überleben, Verratsfolgen bewältigen (6): Wahrhaftigkeit und heiliger Zorn

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Wenn traumatisierte Menschen verraten wurden und sich verraten fühlen, dann sind sie oft wütend und zornig. Doch oft werden diese aggressiven Gefühle gebremst, weil viele Menschen denken: „Ich will nicht so aggressiv sein wie die Menschen, die mir etwas angetan haben!“ Oder: „Man muss doch auch vergeben können!“ Weiter lesen

Verrat überleben, Verratsfolgen bewältigen (7): Die Zeit der Asche und der Trauer

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In skandinavischen Sagen und Heldengeschichten begegnen wir oft dem Phänomen, dass sich Männer, die sehr tatkräftig waren und sind, eine Zeit lang zurückziehen, sich in den großen Höfen neben die Kamin-Feuer legten, mit Asche bedeckten und dort lange Zeit nahezu apathisch verharrten. Dies wurde „Zeit der Asche“ genannt. Heute würde die Diagnose wahrscheinlich „depressive Episode“ lauten. Doch es muss nicht gleich eine Depression sein, wenn Menschen den Impuls haben, sich zurückzuziehen. Weiter lesen

Verrat überleben, Verratsfolgen bewältigen (8): Spucken und Spucktöne

Dieser Artikel ist Teil 8 von 10 der Artikel-Serie Verrat überleben, Verratsfolgen bewältigen

Wenn Menschen verraten werden, wenden sich andere nicht nur von ihnen ab, sondern es dringt auch etwas in sie ein und bleibt in ihnen haften. Oft wird dies als Gefühl, wertlos zu sein, beschrieben oder als Gefühl der Erniedrigung, als Verletzung, oft auch als Stachel. Diesen Stachel, dieses Eingedrungene wieder loszuwerden, dabei helfen oft kreative Methoden in der Therapie. Weiter lesen

Verrat überleben, Verratsfolgen bewältigen (9): Etwas für den Körper tun

Dieser Artikel ist Teil 9 von 10 der Artikel-Serie Verrat überleben, Verratsfolgen bewältigen

Ich kenne keinen Menschen, der unter Traumafolgen und insbesondere unter Verratserfahrungen gelitten hat oder leidet, der nicht auch ein negatives Körpererleben spürt. Gewalterfahrungen und die Erfahrung von Verrat führen dazu, dass man sich im Körper nicht mehr „zu Hause“ fühlt. Erniedrigung führt zu Anspannung, zu Körperentfremdung, Unlust und anderen körperlichen Irritationen. Deswegen besteht eine meiner Unterstützungen in der Bewältigung von Verratserfahrungen darin, dass ich oft anrege, dem Körper etwas Gutes zu tun. Weiter lesen

Verrat überleben, Verratsfolgen bewältigen (10): Dem Grummeln folgen

Dieser Artikel ist Teil 10 von 10 der Artikel-Serie Verrat überleben, Verratsfolgen bewältigen

Wer verraten wurde, wird – und das ist unsere Erfahrung in fast jedem Kontakt mit betroffenen Menschen – sich nachträglich Vorwürfe machen: „Das hätte ich doch vorher merken müssen.“ Manchmal gab es klare und eindeutige Anzeichen, dass sich ein Verrat ankündigte, oft aber bildete sich erst im Nachhinein ein seltsames Gefühl, manchmal ein Grummeln, dem man nicht nachging und das man nicht ernst nahm. Wie dem auch sei, ein wichtiges Element, um aus den Verratserfahrungen zu lernen und die Folgen zu bewältigen besteht darin, in der Gegenwart dem Grummeln zu folgen. Weiter lesen