Dass Menschen die Zeit subjektiv in unterschiedlichen Tempi erleben, ist normal und gehört zu den grundlegenden Qualitäten menschlichen Lebens und Erlebens. Manchmal staunen wir, „wie schnell die Zeit vergeht“ und manchmal zieht sich eine Stunde, als wären es drei oder vier, zäh und breiig. Eine traumatische oder Trauma-ähnliche Erfahrung kann dieses Zeiterleben massiv beeinflussen.
Ein junger Mann erzählte mir, er sei von seinem Vater oft geschlagen worden. Es gab einmal eine Situation, wo er eine Vase fallenließ. Er war damals sieben Jahre alt. Die Mutter drohte, dies dem Vater zu sagen, der es ihm „schon geben“ würde. Der Vater kam meistens spät nach Hause und der Junge lag schon im Bett, wenn der Vater von der Arbeit kam. Tage- und wochenlang wartete er darauf, dass der Vater zu ihm kam, um ihn wegen seines „Vergehens“ zu schlagen. Doch er kam nicht. Der Junge schlief schlecht ein, erst spät, und die Wartezeit dehnte sich quälend lang. Er erlebte die Phase zwischen dem Zeitpunkt, zu dem er ins Bett ging, und dem, wenn der Vater nach Hause kam, was er von seinem Zimmer aus hören konnte, wie in Zeitlupe. Schließlich dachte er, die Mutter habe vergessen, dem Vater von seinem Missgeschick zu erzählen. Er konnte nun beruhigt einschlafen. Doch nur zwei Tage lang. Denn dann stürmte der Vater an sein Bett und verprügelte ihn.
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