„Ich war wie in einer Blase“, erzählte eine Frau, „ich bekam nichts mehr mit. Die Zeit stand still. Ich war aus der Welt heraus und die Welt war mir nicht mehr zugänglich. Einsamkeit pur.“ Sie hatte ein schweres Trauma erlebt und erlebte sich wir viele andere in einer ähnlichen Situation „in einer Blase“. Die traumatische Erfahrung ließ sie die Begegnung mit ihrer Umwelt verlieren, der Schrecken verstieß sie in einer Blase. So beängstigend eine solche Erfahrung für die betroffene Person ist, so sehr ist sie doch als Schutzreaktion zu verstehen, als Flucht aus der unaushaltbaren Welt.
Manche Menschen erleben die Blase auch als Folge transgenerativer Traumatisierungen, die durch die langjährige Weitergabe von Traumatisierungen der Elterngeneration hervorgerufen wurden. Ein ältere Frau erzählt zum Beispiel: „Wie ich jetzt weiß, waren meine Eltern beide durch den Krieg und die Zeit danach schwer traumatisiert. Tanten und Onkel ebenfalls, sofern sie überlebt hatten. Ich wusste als Kind, dass da etwas war, aber es durfte nie darüber gesprochen werden. Wir besuchten oft ein Kindergrab, aber ich wusste nicht, wer da begraben war. Man sagte mir, ich dürfe alles fragen. Aber ich bekam nie eine Antwort. Ich lebte in einer Blase und um mich herum war nur Schwere und etwas Schlimmes, was nicht zu fassen war. Ich richtete mich darin ein und hielt mich für verrückt.“
Diese Frau war nicht „verrückt“ – die Welt, die sie erleben musste, war verrückt. Ihr Erleben in der Blase war eine gesunde Reaktion auf eine ungesunde Situation. Das zu verstehen, kann den Druck nehmen, „anders“ sein zu müssen, und der Selbstabwertung entgegen wirken.
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