Leiden arabische Frauen weniger? Kultur und Trauma Teil 1: Unsere Haltung

Nein, sie leiden nicht anders. Da ist unsere Haltung eindeutig. Der Schmerz der vergewaltigten Frauen ist in Syrien der gleiche wie in Mecklenburg, in China wie in Italien. Wenn Menschen Gewalt angetan wird, leiden sie. Dass sie leiden, ist nicht kulturabhängig, sondern Ausdruck menschlicher Existenz.

Deswegen sind auch alle Ansätze, Gewalttaten mit „kulturellen Unterschieden“ zu erklären, zu verniedlichen oder weniger zu bestrafen, falsch und gefährlich. Gewalt und traumatisierende Erniedrigung widerspricht den Menschenrechten, ganz gleich, auf welche kulturellen oder religiösen Traditionen sie sich beruft.

Darin sind wir eindeutig. UND wir müssen uns mit kulturellen Differenzierungen beschäftigen. Das Leid der Opfer ist das gleiche, wie damit in der Gesellschaft umgegangen wird, darin gibt es kulturelle Unterschiede. Mit diesen müssen wir uns auseinandersetzen.

Bekannt ist, dass zum Beispiel in der Türkei Männer, die ihre Ehefrauen ermorden, nur selten bestraft werden. Ein weniger bekanntes Beispiel ist das Schämen. Bei der natürlichen Scham gibt es Unterschiede, was zum von der Scham geschützten intimen Bereich gehört. In manchen Kulturen sind es neben den Geschlechtsteilen die Füße, in anderen die Haare … Auch der Umgang und die Formen der Beschämung unterscheiden sich.

In jedem Fall ist es sinnvoll, sich mit dem Thema „Kulturen“ zu beschäftigen, wenn wir traumatisierte Menschen therapeutisch, pädagogisch oder seelsorgerisch begleiten. Wir beginnen deshalb eine kleine Reihe in diesem Blog, in der wir uns mit den Fragen der Begegnungen zwischen den Kulturen in der Traumahilfe auseinandersetzen.

Weitere Artikel dieser Serie: Leiden arabische Frauen weniger? Kultur und Trauma Teil 2: Kultur – was ist das eigentlich >>

About Udo Baer

Dr. phil. (Gesundheitswissenschaften), Diplom-Pädagoge, Kreativer Leibtherapeut AKL, Mitbegründer und Wissenschaftlicher Berater der Zukunftswerkstatt therapie kreativ, Wissenschaftlicher Leiter des Instituts für soziale Innovationen (ISI) sowie des Instituts für Gerontopsychiatrie (IGP), Vorsitzender der Stiftung Würde, Inhaber des Pädagogischen Instituts Berlin (PIB), Autor

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