Was mache ich, wenn … ein Flüchtling aus dem Irak sich weigert, mit mir als Frau zu sprechen?

Dann können Sie in der Regel nichts daran verändern. Dieses Verhalten ruft Gefühle von Hilflosigkeit hervor, vielleicht auch von Zorn, von Traurigkeit, Enttäuschung … Und doch werden Sie in den meisten Fällen an der Situation nichts ändern können.

Es gibt Bereiche in arabischen und anderen Kulturen, in denen es verboten ist, dass Männer von Frauen angesprochen werden, Informationen erhalten, gar Anweisungen entgegennehmen. Doch dies ist nicht typisch für die arabische Kultur. Viele Menschen aus Damaskus oder anderen Großstädten denken, fühlen und verhalten sich zumeist anders und doch wird es Ihnen, wenn Sie mit traumatisierten Flüchtlingen arbeiten, geschehen, dass Sie sich in solchen Situationen wiederfinden. Das ist unangenehm für Sie UND unangenehm für die Betroffenen, weil diese durch ihr Verhalten sich Hilfsmöglichkeiten verweigern.

Untersuchungen zeigen, dass sich eine solche Haltung bei Menschen, die nach Deutschland geflohen sind, von Jahr zu Jahr vor allem bei jungen Leuten immer mehr abbaut. Doch darauf werden Sie nicht warten können. Deshalb: Wenn wir sagen, dass wir ein solches Verhalten akzeptieren müssen, dann meinen wir nicht, dass wir nicht auch dazu unsere Haltung und unsere Meinung kundtun sollten. Wenn Ihnen von einem Mann verweigert wird, dass Sie ihm Informationen übermitteln oder sonstige Unterstützung anbieten können, dann sollten Sie durchaus Ihre Meinung sagen: „Ich habe Ihnen und vielleicht auch Ihrer Familie etwas zu sagen und etwas zu bieten. Hier ist es wichtig und notwendig, dass Sie das auch von mir als Frau akzeptieren. Wenn nicht, verzichten Sie auf die Hilfe.“ Das wird in den meisten Fällen nicht fruchten, aber es ist immer einen Versuch wert.

About Udo Baer

Dr. phil. (Gesundheitswissenschaften), Diplom-Pädagoge, Kreativer Leibtherapeut AKL, Mitbegründer und Wissenschaftlicher Berater der Zukunftswerkstatt therapie kreativ, Wissenschaftlicher Leiter des Instituts für soziale Innovationen (ISI) sowie des Instituts für Gerontopsychiatrie (IGP), Vorsitzender der Stiftung Würde, Inhaber des Pädagogischen Instituts Berlin (PIB), Autor

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert.