Was ist und wie hilft Kreative Traumatherapie?

Die Kreative Traumatherapie KTT wurde vor allem von Gabriele Frick-Baer entwickelt. Leitorientierung in der traumatherapeutischen Begleitung sind die „vier B“: Beziehung, Boden, Begegnung, Bewältigung:
Beziehung: Ein Trauma ist eine Beziehungserfahrung. Beziehungswunden brauchen Beziehungsheilung. In der therapeutischen Beziehung erscheinen alle durch das Trauma verursachten Beziehungsleiden, aber bieten sich auch die Chancen, neue Erfahrungen zu gestalten.
Boden: Traumatische Erfahrungen erschüttern existenziell. Durch die und in der therapeutischen Beziehung ist es notwendig und möglich, einen Boden zu schaffen, der Sicherheit und Halt gibt.

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Was ist und wie hilft Verhaltenstherapie?

Verhaltenstherapie ist ein psychotherapeutisches Verfahren, dessen Kosten von den Krankenkassen erstattet werden. Im Vordergrund verhaltenstherapeutischer Ansätze stehen nicht die Quellen eines Verhaltens, Denkens oder Fühlens, sondern dass das konkrete Verhalten durch „Umlernen“ verändert werden soll. Je konkreter und eingegrenzter eine Traumafolge wie zum Beispiel eine Angst bestimmt werden kann, desto erfolgversprechender kann Verhaltenstherapie wirken.

Eine verhaltenstherapeutisch orientierte Traumatherapie teilt sich in drei Phasen:

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Was sind Entwicklungstraumata oder Mikrotraumata?

Es gibt Tendenzen, den Begriff des Traumas auf alle möglichen Verletzungen, Störungen oder Wunden auszuweiten. Ein Entwicklungstrauma wird zum Beispiel darüber definiert, dass Kinder nicht das bekommen, was sie „für eine gesunde Entwicklung brauchen“. (www.martinaweissenboeck.at – Entwicklungstrauma – 7.7.2022) Diese Definition erweitert den Traumabegriff auf jede Störung, jede Verletzung, jeden Mangel in  der kindlichen Entwicklung und macht ihn damit inflationär und nichtssagend.

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Am 05.04.2023 erschienen – ein neues Buch von Udo Baer und Gabriele Frick-Baer: „Trauma – Die 99 wichtigsten Fragen und Antworten aus der therapeutischen Praxis“

Trauma – Die 99 wichtigsten Fragen und Antworten aus der therapeutischen Praxis

wie entsteht ein Trauma? Welche Folgen hat es? Kann es an Kinder und Enkelkinder weitergegeben werden? Und vor allem: Wie kann man ein Trauma bewältigen? Diese und viele weitere Fragen aus ihrer therapeutischen Arbeit mit Betroffenen und Angehörigen greifen die beiden Diplom-Pädagogen Dr. phil. Gabriele Frick-Baer und Dr. phil. Udo Baer in ihrem Ratgeber „Trauma“ (TRIAS Verlag, Stuttgart. 2023) auf und geben praktische Alltagstipps.

Dr. Gabriele Frick-Baer und Dr. Udo Baer arbeiten in ihrer therapeutischen Praxis seit vielen Jahren mit traumatisierten Menschen. Im Ratgeber beantworten sie 99 Fragen, die ihnen im Laufe der Zeit zum Thema Traumata gestellt wurden: Wie gelingt es, das Unfassbare zu verstehen und zu überwinden? Was verbirgt sich hinter einer Posttraumatische Belastungsstörung (PTBS)?

Auch Angehörige und Helfende aus dem Umfeld bekommen im Ratgeber praktische Tipps, wie sie Betroffene unterstützen können.

TRIAS Verlag, Stuttgart. 2023
1. Auflage, 176 Seiten, Broschiert
ISBN Buch: 9783432117232
ISBN EPUB: 9783432117249
BESTELLUNG: HIER

Wie wirken Traumata auf Zeug*innen?

Der Mensch braucht ein traumatisierendes Ereignis nicht unmittelbar selbst zu erleben, um Traumafolgen davonzutragen. Es reicht, wenn eine Person Zeuge oder Zeugin ist.

Der 32jährige S. sah aus dem Fenster seiner Wohnung, weil er Schreie gehört hatte. Etwas entfernt auf der Straße, in der er wohnte, sah er, wie zwei Personen einen anderen Mann zusammenschlugen. Er rief sofort die Polizei an und rannte auf die Straße, um dem betroffenen Mann zu helfen. Doch als er ankam, war alles schon vorbei. Er sah, wie das Opfer blutete und, wie er später erfuhr, zwei Brüche davongetragen hatte. Er war erschüttert und begann zu zittern.

In den nächsten Tagen entwickelte er ähnliche Folgen wie das zusammengeschlagene Opfer. Er vermied es, allein auf der Straße zu gehen, schaute sich ständig um aus Angst vor Verfolgern oder anderen Bedrohungen.

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Was hilft gegen den Zeitkollaps?

Einen Zeitkollaps zu erleben ist zumeist eine negative Erfahrung, weil Schlimmes wieder lebendig wird. Doch auch wenn sich zwei Zeiten ineinander verweben und überlappen und als gleichzeitig erlebt werden, existiert weiterhin ein Zugang zur Gegenwart, zur im Hier und Jetzt erlebten und erlebbaren Zeit. In der Gegenwart einen Sinneskontakt mit den betroffenen Menschen aufzunehmen, ist der Königsweg, sie aus diesem Schrecken heraus zu begleiten:

            „Ich bin hier.“

            „Spüren Sie meine Hand.“

            „Schauen Sie mich an.“

            „Ich passe auf Sie auf.“

            „Sie sind jetzt nicht alleine.“

Es gilt, den im Zeitkollaps lebendig gewordenen Schrecken ernst zu nehmen und nicht zu verniedlichen oder gar zu leugnen. UND durch die Begleitung, durch die sinnlich und sinnhaft spürbare Nähe, können wir betroffenen Menschen dabei helfen, dass das Erleben der sicheren Gegenwart deutlicher und kraftvoller wieder in den Vordergrund tritt.

Wie kann ich mir verzeihen?

Manche Opfer von traumatisierender Gewalt machen sich in der Zeit danach Vorwürfe, dass sie etwas falschgemacht haben. Vielleicht meinen sie, sich nicht genug gewehrt zu haben oder sie werfen sich vor, überhaupt in einer Situation gekommen zu sein, in der ihnen Gewalt angetan wurde. Manche hadern auch mit sich, dass sie zu vertrauensselig gewesen wäre.

„Ich werfe mir immer vor, dass ich zu vertrauensselig war. Ich hätte doch früher merken müssen, worauf das hinausläuft.“

Anderen Menschen zu verzeihen, fällt vielen leichter, als sich selbst etwas zu verzeihen. Wenn Sie Schwierigkeiten haben sollten, sich selbst etwas zu verzeihen, können wir Ihnen zwei Vorschläge machen.
Der eine besteht darin, dass Sie einen Brief an sich selbst schreiben. Beginnen Sie mit „Liebe …“ oder „Lieber…“ und setzen Sie Ihren Namen dorthin. Und dann schreiben Sie auf, was Sie sich vorwerfen, was Sie sich nicht verzeihen können. Und dann schreiben Sie auf, was Sie sich sagen könnten, damit Sie diese Selbstvorwürfe entkräften, was dagegenspricht. Führen Sie alles auf, was Ihnen einfällt, wenn Sie gnädig mit sich sind, wenn Sie gegenüber Ihren Selbstvorwürfen Gnade walten könnten. Wenn Sie diesen Brief geschrieben haben, beenden Sie ihn, grüßen Sie sich, unterschreiben Sie ihn und legen Sie ihn an einen guten Ort. Vielleicht fallen Ihnen zu einem späteren Zeitpunkt weitere Anmerkungen dazu ein. Der Brief kann fortgeschrieben werden. Sie kommen damit in einen inneren Dialog, der Ihr Gnädig-Sein, Ihre Fähigkeit sich zu verzeihen fördert.
Der zweite Tipp besteht darin, mit anderen Menschen darüber zu sprechen. Sagen Sie einer Person, der Sie vertrauen oder von der Sie möchten, dass Sie Ihr vertrauen können, was Sie sich selbst nicht verzeihen können und bitten Sie um Rückmeldung. Wenn diese andere Person parteilich ist und an Ihrer Seite steht, wenn Sie sie „ent-schuldet“ und Ihnen sagen kann, dass die Täter*innen die Täter waren und dass Sie das Opfer sind, dann kann dies helfen.

Existenzielle Einsamkeit

„ich fühle mich einsam, egal ob Menschen da sind oder nicht,“ sagte eine Frau zu mir. Einsam kann man sich fühlen, auch wenn man nicht allein ist, in der Familie oder auf der Geburtstagsparty. Einsamkeit ist ein Gefühl, Alleinsein ist ein sozialer Zustand. Beide sind nicht dasselbe.

Doch auch bei der Einsamkeit existieren Abstufungen, ja unterschiedliche Qualitäten. Ein Mensch kann sich in einer konkreten Situation einsam fühlen oder dieses Gefühl kann längere Zeit andauern und zu einem Grundgefühl werden, das das Leben begleitet. Für die zitierte Frau war das Einsamkeitsgefühl sogar existenziell. Sie hatte als kleines Kind ein Trauma erlebt und war danach mit ihren Verlustgefühlen allein geblieben. Sie erzählte: „Ich habe gelernt, damit zu leben. Was Beziehungen betrifft, war ich sehr misstrauisch, hab mich nie zugehörig gefühlt, hatte immer Angst, wieder verlassen zu werden. Auch wenn ich mit jemandem zusammen war und vertraute, blieb doch immer ein Stück Einsamkeit in mir.“ Ich nenne dieses Gefühl „existenzielle Einsamkeit“.

Meist ist sie sehr früh entstanden und/oder durch starke traumatisierende Erschütterungen, v.a. durch den Verlust anderer Menschen oder den Verlust der persönlichen Selbstverständlichkeit und Unversehrtheit. Die Menschen wurden dadurch so auf sich zurückgeworfen, dass die Verbindungen zu anderen gekappt wurden wie die Seile eines Schiffes, dass vom Ufer losgerissen wird und allein aufs Meer treibt. Beschleunigt und vertieft wird dieser Prozess, wenn die Umgebung nicht halten und trösten kann, aus Ignoranz oder Überforderung.

Sich solcher Erfahrungen bewusst zu werden, ist ein erster Schritt. Wichtig ist, dass ein Mensch in diesem Prozess nicht allein ist, sondern Verständnis und Trost für seinen Schmerz erfährt. Dann kann es weiter gehen, dann können kleine Schritte gewagt werden, Brücken zu anderen zu bauen und durch Misstrauen und Ängste vor Verlassen-Werden hindurch Begegnungen zuzulassen. Letzten Endes heilen Erfahrungen der Liebe. Die Einsamkeit verschwindet nicht einfach, sie schmilzt. Langsam, aber stetig.

Was hilft gegen Co-Traumatisierungen?

Co-Traumatisierungen entstehen dann, wenn ein Mensch von dem Trauma-Erleben eines anderen Menschen mit erfasst wird. Das Trauma-Erleben springt quasi über und wird zur eigenen Not. Auch hier hilft das gleiche, was allen anderen Menschen, die traumatische Erfahrungen haben und unter den Folgen leiden, helfen kann. Zwei Aspekte kommen hinzu:

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Was hilft gegen Dissoziationen?

Wenn Menschen mit dem Erleben oder Wiedererleben eines traumatischen Ereignisses überfordert sind, schützen sie sich manchmal, indem sie dissoziieren. Darunter wird verstanden, bestimmte Aspekte oder Teile des eigenen Bewusstseins, der Wahrnehmung, der Erinnerung abzuspalten und betäuben. Gelegentlich spüren die Betroffenen nicht, dass sie dissoziieren. Wenn sie es wahrnehmen, fühlt es sich sehr unangenehm an.

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