Niemand ist gerne verzweifelt. Verzweiflung ist ein Gefühl, bei dem man an allem zweifelt, vor allen Dingen an der Rettung. Verzweiflung ist begleitet von Angst und Panik, von Hilflosigkeit und dem Gefühl, allein zu sein und keinen Ausweg zu haben. Viele Menschen mit traumatischen Erfahrungen vor allem mit sexueller Gewalt waren verzweifelt. Sie mussten diese Erfahrung der Ausweglosigkeit machen.
Oft holt diese und auch andere Menschen die Verzweiflung wieder ein. Doch niemand möchte gerne verzweifelt sein. Also versuchen wir alle, uns einen Ring um die Verzweiflung zu legen und die Verzweiflung einzukapseln, damit wir sie nicht spüren müssen. Dieser Ring kann aus unterschiedlichen Gefühlen und Verhaltensweisen bestehen. Manche Menschen werden aggressiv und wehren alles, was ihnen zu nah kommt, ab. Andere erstarren und bekommen Schuldgefühle oder beschuldigen andere Menschen, ohne genauer zu wissen, wofür und weshalb.
Vielleicht kennen Sie das eine oder andere Element Ihres individuellen Schutzschildes vor Verzweiflung. Wenn ja, dann versuchen Sie es wahrzunehmen und ernst zu nehmen. Das Schutzschild vor Verzweiflung ernst zu nehmen, bedeutet, das zu suchen, was gegen die Verzweiflung hilft. Das schon möglichst früh und im Vorfeld, bevor sie ihre Macht entfaltet.
Was hilft? Halt zu bekommen, nicht allein zu sein, sich unterstützen zu lassen, gerettet zu werden. Welche Menschen gibt es, denen man zutraut, dass man von ihnen gestützt und unterstützt wird, wenn man verzweifelt ist? Diese Menschen sind kostbar. Diese Frage sollte jeder für sich beantworten, um im Notfall oder möglichst vor dem Notfall der Verzweiflung sich an solche Menschen zu wenden und bei ihnen Halt zu suchen.
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