Menschen, die traumatische Erfahrungen vor allem durch Gewalt erleben mussten, wurden niedergedrückt und erniedrigt. Sich fallen zu lassen, ja sich selbst ein wenig niederzusinken, ist für sie oft mit Scham und Furcht verbunden. Weil daran erinnert, niedergedrückt zu werden.
Doch niederzusinken kann auch ein Ausdruck davon sein, sich lustvoll und entspannt fallenzulassen. Wenn das im Erleben nicht oder nur selten gelingt, schlage ich Ihnen eine kleine Übung vor:
Stellen Sie sich aufrecht hin. Nun lassen Sie sich mit dem Oberkörper, den Armen und dem Kopf etwas nach vorne sinken, immer mehr, und begleiten Sie dies mit einem lauten Stöhnen. Das Stöhnen hilft nicht nur, die Luft aus dem Körper zu lassen, sondern auch das Leidvolle, was Sie einatmen mussten. Probieren Sie aus, wie Sie stöhnen können, seufzen können, ächzen können, und lassen Sie dabei Arme und Oberkörper, so gut es geht, fallen. Das kann bis ganz unten zum Boden reichen. Aber es reicht auch ein Zentimeter …
Wenn Sie, soweit es Ihnen möglich ist, unten sind, dann richten Sie sich auf. Wirbel für Wirbel. Versuchen Sie Ihre Wirbelsäule so aufzurichten, dass ein Wirbel über dem anderen steht. Erheben Sie sich … Wenn Sie aufrecht stehen, überprüfen Sie noch einmal, ob die Fußgelenke aufeinander stehen … die Knie … die Hüften … die Wirbelsäule. Und schließlich stellen Sie sich vor, dass Ihr Kopf, Ihr Schädel wie eine umgedrehte Schale auf dem Atlas, dem höchsten Wirbel, liegt und ruht. Diese Schale ruht dort von allein. Sie brauchen sie gar nicht mit Ihrer Halsmuskulatur festzuhalten. Wenn Sie aufrecht und aufrichtig sind, kann alles aufeinander liegen und ruhen. …
Nun spüren Sie sich als aufgerichteten und aufrechten Menschen. Vielleicht riskieren Sie auch einen Blick in die Welt. Nehmen Sie wahr, wie die Welt aussieht, wenn Sie sich aus dieser Haltung heraus ihr zuwenden.
Probieren Sie es aus.
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