Viele Menschen mit traumatischen Erfahrungen wurden erniedrigt und sie fühlen sich erniedrigt. Ihre Herausforderung besteht darin, sich aus der Erniedrigung heraus wieder aufzurichten, einen Weg zu finden, aufrecht und aufrichtig durchs Leben zu gehen.
Doch wer sich aufrichten möchte, muss erst einmal den Blick nach unten zum Boden werfen. Mir hat einmal ein Pantomime erklärt: „Wenn ich pantomimisch darstellen will, dass ich mich nach oben wende, dann muss ich zuerst mit meinem Fuß fest auf den Boden stampfen, um von dort aus einen Bewegungsimpuls nach oben zu beginnen.“ So ist das auch, wenn jemand den Boden unter den Füßen verloren hat. -Wie kann man sich dann aufrichten? Es beginnt mit dem Boden.
Eine kleine Übung hilft:
Stellen Sie sich auf den Boden, dort, wo Sie gerade sind, und spüren Sie den Boden unter sich. Bewegen Sie Ihre Füße so, dass Sie ihr Gewicht auf die Außenkanten, auf die Ferse, auf die Innenkanten, auf die Zehen verlagern und spüren, wie Sie den Boden berühren. Spüren Sie die gesamte Fläche, die Sie mit Ihren Füßen abdecken können. Am besten geht dies natürlich, wenn Sie barfuß sind. Aber auch sonst, mit Schuhen oder Schlappen ist es zumindest möglich, etwas von dem Boden zu spüren. Dann gehen Sie ein paar Schritte und setzen Sie ganz bewusst Ihre Füße von der Ferse bis zu den Zehen so, dass sie über den Boden abrollen und Sie den Kontakt zum Boden wahrnehmen und spüren. …
Sie können sich auch ein Blatt Papier nehmen und einen ihrer nackten Füße daraufstellen und die Umrisse abzeichnen. Dann entfernen Sie den Fuß wieder von dem Papier. Nehmen Sie das Papier und nehmen Sie diesen Fußumriss als Ausgangspunkt dafür, Ihren Boden in Ihrem aktuellen Leben zu malen. Sinnieren Sie, woraus Ihr Boden besteht. Sind es Werte? Sind es Menschen, die Sie kennen und denen Sie vertrauen? Sind dies Erfahrungen? Ist dies Ihr Innerer Kern, den Ihnen niemand nehmen konnte? … Malen Sie alles, was Ihnen zum Thema „Mein Boden“ einfällt, in den Umriss des Fußes hinein. …
Und dann malen Sie in das Feld außerhalb des Fußes all das, was Sie brauchen, um Ihren Boden zu festigen und zu erweitern. Was fällt Ihnen ein? Welche Musik? Welche Menschen? Welche Begegnungen? Welche Nahrung? Welche Landschaft? …
Probieren Sie es.
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Lieber Udo,
vielen Dank für diesen Beitrag. Ich denke gerade sehr an eine Freundin, die schon seit einigen Jahren „nicht mehr richtig auf die Füße kommt“ (Scheidung, ein schwerer Unfall mit Bruch des Fersenbeins, etc). Mein Impuls ist es, ihr diese Übung zukommen zu lassen…; möglicherweise kommt sie aber noch mehr in das Gefühl von Trauer und Mangel, weil sie mit dem einen Fuß so gehandicapt ist. Was meinst du dazu??
Herzliche Grüße, gute Zeiten und viel Gesundheit sendet dir…
Kirsten Debertin aus Gelnhausen (…in der Hoffnung dass auch in diesem Jahr wieder ein Fachtag bei Eva stattfindet (??).