Viele Menschen, die Schlimmes erlebt haben, sehnen sich danach, dass alles wieder gut wird. Mit „alles wieder gut“ meinen sie oft, dass es so wird wie früher, wie vor dem traumatisierenden Ereignis. Diese Sehnsucht ist berechtigt. Und sie ist rückwärtsgewandt. Unsere Lebenserfahrungen zeigen, dass fast nichts mehr so werden kann, wie es einmal früher war. Wir haben uns verändert. Unsere Umgebung hat sich verändert. Das Leben hat sich verändert. Also ist eine Wiederholung nicht mehr möglich, auch wenn die Sehnsucht danach besteht.
Ich frage Menschen oft: Wovon träumen Sie? Was wünschen Sie sich? Wonach sehnen Sie sich? In der Sehnsucht ist eine gewaltige Kraft, die vieles bewegen und verändern kann. Ich kann Sie und alle anderen Menschen mit schlimmen Erfahrungen nur ermutigen, Ihre Sehnsüchte ernst zu nehmen und vor allem mit anderen Menschen darüber zu reden. Es ist zweitrangig, ob diese Sehnsucht, wie es einmal werden soll und wie Sie leben wollen, konkret oder wage ist, ob sie klare Konturen hat oder etwas neblig bleibt. Nehmen Sie sie ernst, egal wie Sie Ihnen gegenübertritt und wie Sie sie spüren. Entscheidend ist dann: Was könnte der erste Schritt hin zu dieser Sehnsucht sein? Was könnte der erste Schritt sein, etwas zu verändern oder etwas zu bewegen?
Manche Menschen können dies allein überlegen und entscheiden und auch die Kraft finden, diesen ersten Schritt zu wagen. Die meisten brauchen darüber einen Austausch mit einer anderen Person, mit anderen Menschen, die ihnen zuhören und sie unterstützen und bestärken. Sie dürfen davon träumen, dass es wieder so werden soll, wie es einmal war. Doch der Weg der Veränderung ist die Sehnsucht, sind die Wünsche, die in die Zukunft gerichtet sind, und dabei ist der erste Schritt so wichtig und mag er noch so klein sein. Wagen Sie ihn!
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