- Die große Mehrheit der aktuell einreisenden Flüchtlinge ist traumatisiert. Sie haben nicht nur ein einzelnes traumatisches Ereignis erfahren, sondern befinden sich in einem traumatischen Prozess, der vom Schrecken im Heimatland über den Schrecken der Flucht bis in die Unsicherheit der Ankunftssituation reicht. Deshalb: Flüchtlingshilfe ist Traumabegleitung.
- Traumafolgen können sein: Erstarren, Hocherregung, Verstört-Sein, Ängste, Rückzug, Aggressivität … Viele Verhaltensweisen von Flüchtlingen sind nur im Zusammenhang mit Traumatisierungen zu erklären. Deshalb: Flüchtlinge zu verstehen, erfordert Wissen um Flüchtlingstraumatisierungen.
- Was aktuell ansteht, ist, Sicherheit und Stabilität zu schaffen. Je länger das dauert, desto stärker die Traumafolgen. Und wenn Stabilität wächst, dann werden viele der Traumafolgen erst lebendig und Raum bekommen. Das kann Deutschlernen und Integration stoppen und bremsen. Das Thema wird uns begleiten. Über Jahre. Deshalb: Je früher und je besser Traumahilfe, desto bessere Integration.
- Traumatisierte Flüchtlinge brauchen Möglichkeiten der Therapie. Sie brauchen aber auch Verständnis und Hilfen von Seelsorger/innen, Pädagog/innen und alles anderen, die mit ihnen zu tun haben: Zuhören, Trost, kreative Ausdrucksmöglichkeiten, Stärkung und vieles mehr. Deshalb: Jede und jeder kann wirksam Traumafolgen begegnen.
- Den Millionen Flüchtlingen und Vertriebenen der Nachkriegszeit und den Flüchtlingen aus der DDR wurde nicht geholfen, was ihre Traumatisierungen betrifft. Der damalige „Lastenausgleich“ war wirtschaftlich, die seelischen Lasten blieben unbeachtet, mit oft schlimmen Folgen. Diese Erfahrungen müssen für die Unterstützung der aktuellen Flüchtlinge genutzt werden. Deshalb: Traumahilfe für aktuelle Flüchtlinge ist auch deutsche Vergangenheitsbewältigung.
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