Traumatherapie? Traumapädagogik? Traumasensible Begleitung?

Ein Versuch der Begriffsklärung in einigen Thesen

Udo Baer, 2014

1.
In der Traumatherapie bedarf es der „vier B“: Beziehung, Boden, Begegnung, Bewältigung.
Beziehung: Ein Trauma ist eine Beziehungserfahrung. Beziehungswunden brauchen Beziehungsheilung. In der therapeutischen Beziehung erscheinen alle durch das Trauma verursachten Beziehungsleiden, aber bieten sich auch die Chancen, neue Erfahrungen zu gestalten.
Boden: Traumatische Erfahrungen erschüttern existenziell. Durch die und in der therapeutischen Beziehung ist es notwendig einen Boden zu schaffen, der Sicherheit und Halt gibt.
Begegnung: Für die meisten Menschen, die Hilfe zur Bewältigung von traumatischen Erfahrungen suchen, ist es notwendig, dabei dem Erleben des traumatischen Ereignisses zu begegnen. Dies kann manchmal vorbereitet und in der Therapie gezielt angegangen werden. In den meisten Situationen erfolgt es spontan durch Trigger in Alltag oder Therapie. Absicht dabei ist, aus dem Erleben des traumatischen Ereignisses anders wieder herauszukommen, als es in der Traumasituation möglich war: nicht nur allein, sondern unterstützt, nicht nur hilflos, sondern auch wehrhaft, nicht nur verstummt, sondern auch laut …
Bewältigung: Menschen mit traumatischen Erfahrungen leiden oft unter nachhaltigen Auswirkungen dieser Erfahrung. Mit einer Traumabegegnung im geschützten Raum der Therapie verlieren diese Auswirkungen ihre Kraft und ihren Nährboden, verschwinden aber nicht von selbst. Sie bedürfen der Bewältigung.

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Unsere Ethik in der Traumahilfe

Menschen zu begleiten, die traumatisierende Erfahrungen machen mussten, ruft bei zahlreichen Fachleuten Unsicherheiten hervor. Viele meinen, man müsse vorsichtig sein, um ja „nichts aufzurühren“. Das geht so weit, dass manche Fachleute vertreten, man dürfe traumatisierten Menschen nicht einmal über ihr traumatisches Erleben, über die traumatisierenden Ereignisse erzählen und sich darüber mit anderen austauschen lassen geschweige denn Therapie oder sonstige Hilfen anbieten, um „nicht zu retraumatisieren“. Im anderen Extrem gibt es Positionen, die fordern, dass Traumata „aufgedeckt“ werden müssen und dass Menschen mit Traumatisierungen unbedingt und so bald wie möglich nach den Traumaereignissen diese mitteilen müssen. Weiter lesen