- Traumafolgen und Gefühle, Teil 1: Verstört sein
- Traumafolgen und Gefühle, Teil 2: Zwischen maßlosen und gedämpften Gefühlen: Taubheit
- Traumafolgen und Gefühle, Teil 3: Zorn, Wut, Angst
- Traumafolgen und Gefühle, Teil 4: Schuldgefühle
- Traumafolgen und Gefühle, Teil 5: Scham
- Traumafolgen und Gefühle, Teil 6: Trauer
- Traumafolgen und Gefühle, Teil 7: Hilflosigkeit
- Traumafolgen und Gefühle, Teil 8: Gefühl der Gefühllosigkeit
Ganz gleich ob Menschen über einen Verkehrsunfall, eine Naturkatastrophe oder wie meistens durch Gewalterfahrung traumatisiert worden sind, sie fühlten sich hilflos. Diese Hilflosigkeit brennt sich in ihnen ein, wird zu einer existentiellen Erfahrung. Aus der Welt geworfen zu werden, wie viele sagen, oder in einen Abgrund zu stürzen, ist ein extremes und existentielles Gefühl von Ohnmacht und Hilflosigkeit. Insofern ist es verständlich, aber unangemessen, wenn sich Opfer traumatisierender Erfahrungen selbst Vorwürfe machen, dass sie sich so hilflos und ohnmächtig fühlen. Diese Gefühle sind eine adäquate Reaktion auf eine unaushaltbare Situation.
Hilflosigkeit ruft nach Hilfe. Wer sich hilflos fühlt, braucht die Unterstützung anderer Menschen, um aus der Hilflosigkeit heraus zu gelangen und wieder erste Schritte der Wirksamkeit und Mächtigkeit zu unternehmen. Auch das Gefühl der Ohnmacht ist nicht einfach „weg zu beschließen“, sondern es braucht die Erfahrung, nicht allein zu sein, und es braucht die Erfahrung von konkreter Wirksamkeit. Im kreativen Bereich ein Bild zu malen oder ein Stoffobjekt zu gestalten, sind Erfahrungen von Wirksamkeit. Besonders aber sind Erfahrungen der Beziehungswirksamkeit wesentlich, um sich aus der Hilflosigkeit und Ohnmacht herauszubewegen. Vor allem Menschen, die Gewalt erfahren haben, haben existentielle Erfahrungen der Beziehungsunwirksamkeit machen müssen. Ihr Nein wurde nicht gehört. Ihre Worte, ihr Flehen, ihre sonstigen Äußerungen wurden gewalttätig durchbrochen. Sie waren unwirksam gegenüber anderen Menschen. Dies braucht neue Erfahrungen der Wirksamkeit gegenüber anderen, neue Erfahrungen der Beziehungswirksamkeit. Dieser Prozess ist oft von Misstrauen und auch Rückschlägen begleitet. Doch er ist notwendig und sinnvoll, um sich aus der Hilflosigkeit und Ohnmacht heraus zu bewegen. Therapeut/innen bieten solche Beziehungserfahrungen an. Sie sind der Kern dessen, was für traumatisierte Menschen heilend wirkt. Auch mit anderen Menschen können solche Erfahrungen gemacht werden. Es ist der Weg des Aufrichtens.
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