- Fremdsein und Trauma (1): Das Fremde zwischen Angst und Sehnsucht
- Fremdsein und Trauma (2) „ Ich bin mir fremd „
- Fremdsein und Trauma (3): „Die anderen sind anders“
Fremd zu sein ist nicht nur die Beschreibung eines objektiven Zustandes. Wir Menschen können uns fremd fühlen, nehmen manches als befremdlich wahr oder sind uns selber fremd. Ich werde deshalb in einigen Beiträgen verschiedene Aspekte der Fremde und des Fremd-Fühlens beleuchten und dabei insbesondere die Auswirkungen traumatischer Erfahrungen untersuchen.
Beginnen wir mit den offensichtlichen Phänomenen. Wenn uns Menschen etwas Fremdes entgegentritt, dann sind wir unsicher. Das Neue, das Fremde kann freundlich oder feindlich oder neutral sein. Wir wissen es zunächst nicht. Deswegen ist bei den meisten Menschen der erste Impuls zurückhaltend, abwägend, beobachtend.
Wenn Menschen traumatische Erfahrungen haben, ist ihre Basis-Ängstlichkeit größer als bei anderen. Die Angst und die Zurückhaltung vor dem und denen, die fremd sind, sind verständlicherweise deshalb größer.
Auf der anderen Seite sehnen sich Menschen nach dem „ganz anderen“. Sie träumen von Neuseeland, von Indianern und anderen „Naturvölkern“, von einem Leben ganz anders und ganz woanders. Exotisch anders aussehende und sich verhaltende Menschen, also „Fremde“, sind Objekte der Sehnsucht in Filmen, in Literatur, in Urlaubsreisen und dergleichen mehr.Diese Sehnsucht ist Ausdruck ungelebten Lebens und bei Menschen mit traumatischen Erfahrungen der Impuls, Unerträglichem zu entgehen. Sie sind oft aus der Welt gefallen und suchen eine andere Welt, die lebenswerter ist. Die Sehnsucht nach dem „entfernten Fremden“ fällt oft in sich zusammen, wenn Fremden in der Nähe begegnet wird. Das „Zigeunerleben“ ist im Roman oder der Operette „lustig“. Wenn die Roma-Familie allerdings in der Nachbarschaft einzieht, dann nimmt meist die Angst vor Diebstahl und anderem überhand.
Die Ambivalenz zwischen Angst und Sehnsucht gegenüber dem und den Fremden ist „normal“, traumatische Erfahrungen verstärken sie.
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