- Erste Hilfe bei Traumatisierungen, Teil 1: Welchen Stellenwert hat die Erste Hilfe?
- Erste Hilfe bei Traumatisierungen, Teil 2: Der erste Mensch ist am wichtigsten.
- Erste Hilfe bei Traumatisierungen, Teil 3: Stress triggert !
- Erste Hilfe bei Traumatisierungen, Teil 4: Nicht drängen, nicht drängeln
- Erste Hilfe bei Traumatisierungen, Teil 5: Nicht alleine lassen!
- Erste Hilfe bei Traumatisierungen, Teil 6: Parteilichkeit, Schutz und Schuldgefühle
- Erste Hilfe bei Traumatisierungen, Teil 7: Zusammenbrüche, Erstarrung und Trauer
- Erste Hilfe bei Traumatisierungen, Teil 8: Weich bleiben, auch sich selbst gegenüber
- Erste Hilfe bei Traumatisierungen, Teil 9: Sachliche Hilfen
In der Ersten Hilfe für Menschen, die mögliche traumatisierende Ereignisse erlebt haben, helfen keine Schemata, keine Checklisten, keine to do-Aufzählungen … . Entscheidend ist, da zu sein. Menschen nicht alleine und damit im Stich zu lassen. Entscheidend ist, Verbindung aufzubauen. Ganz wesentlich ist es, weich zu bleiben. Jeder Mensch ist anders. Jeder Mensch reagiert anders. Das klingt banal, ist aber wichtig zu wissen und ernst zu nehmen.
Deshalb empfehlen wir: Bleiben Sie gegenüber den betroffenen Menschen weich. Achten Sie darauf, was die jeweilige Person in dem jeweiligen Moment braucht. Vielleicht kann sie dies äußern, wahrscheinlich aber nicht. Also sind Sie da auf Ihr Gespür angewiesen. Trauen Sie diesem Gefühl. Probieren Sie aus, was gelingt und was nicht.
Weich zu bleiben, bedeutet, auch gegenüber sich selbst weich zu bleiben. Wenn Ihnen etwas zu viel wird, versuchen Sie, mit der Person, die Sie begleiten, in Verbindung zu bleiben, aber rücken Sie vielleicht zwei Zentimeter weiter weg oder holen Sie Hilfe von anderen Personen.
Sie können sicher sein, dass der Schmerz, der das Opfer von traumatisierenden Ereignissen befällt, auch Sie berührt. Jede Gewalterfahrung, die Menschen, die Sie begleiten, erlebt haben, erinnert auch Sie an mögliche Gewalterfahrungen, die Sie bei sich erlebt haben oder bei anderen Menschen, die Ihnen nahestanden. Jede Trauer erinnert auch an Ihre Trauer. Jeder Zorn und jede Verzweiflung kann auch Ihren Zorn und Ihre Verzweiflung aktivieren. Dies zu wissen ist wichtig, weil Sie dadurch von Ihren eigenen Gefühlen nicht so leicht überwältigt werden, sondern sie ein- und zuordnen können.
Die wesentliche Selbstfürsorge für Sie besteht darin, dass Sie nach solchen Situationen Erster Hilfe für sich nachsorgen. Halten Sie nichts durch. Bitte machen Sie nicht einfach weiter, als wäre nichts geschehen. Auch Sie brauchen Pausen, auch Sie brauchen Unterstützung, auch Sie brauchen Trost. Wenn wir gesagt haben, dass Menschen, die ein traumatisierendes Ereignis erlebt haben, in der Zeit danach nicht alleine sein dürfen, dann gilt dies wahrscheinlich auch für Sie.
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