- SERIE Komorbidität – Traumaerfahrungen und psychische Erkrankungen (1): PTBS
- SERIE Komorbidität – Traumaerfahrungen und psychische Erkrankungen (2): Weitere Zahlen
- SERIE Komorbidität – Traumaerfahrungen und psychische Erkrankungen (3): Trauma, Traumabewältigung und psychische Erkrankungen
- SERIE Komorbidität – Traumaerfahrungen und psychische Erkrankungen (4): Die erste Ähnlichkeit – Die Wunde und die existenzielle Not
- SERIE Komorbidität – Traumaerfahrungen und psychische Erkrankungen (5): Die zweite Ähnlichkeit – Überforderung, Verringerung des Selbstwertgefühls bis hin zur Erschütterung der Meinhaftigkeit
- SERIE Komorbidität – Traumaerfahrungen und psychische Erkrankungen (6): Die dritte Ähnlichkeit – Erregung
- SERIE Komorbidität – Traumaerfahrungen und psychische Erkrankungen (7): Die vierte Ähnlichkeit – Einsamkeit und sozialer Rückzug
Dass psychische Erkrankungen mit einer Verringerung, ja oft Zerstörung des Selbstwertgefühls einhergehen, ist bekannt. Dieser ist auch Ergebnis traumatischer Erfahrungen. Wenn Menschen in traumatischen Situationen existenziell bedroht werden, wenn sie durch sexuelle und andere Gewalt als Objekte behandelt werden, muss das ihr Selbstwertgefühl erschüttern und ihre Selbstwertschätzung nachhaltig beeinträchtigen. Hilflosigkeit ersetzt Gefühle und Erwartungen der Wirksamkeit.
Psychische Erkrankungen zeichnen sich dadurch aus, dass die erkrankten Menschen sie selbst nicht bewältigen können. Sie sind überfordert und brauchen Hilfe. Die Überforderung ist ebenfalls Kern-Merkmal eines Traumaerlebens, das gerade durch die „Diskrepanz“ zwischen Bedrohung und den Bewältigungsmöglichkeiten der traumatisierenden Situation definiert wird (Fischer-Riedesser 2003, Frick-Baer 2009, Herman 2003).
Opfer traumatisierender Erfahrungen versuchen oft unbewusst, das Erleben des Ausgeliefertseins dadurch zu bewältigen, dass Teile ihrer leiblichen Wahrnehmung abgespalten, dissoziiert werden (Huber 2003). Ihre Meinhaftigkeit wird brüchig. Unter Meinhaftigkeit wird die Qualität des Erlebens verstanden, in der Menschen ihre Gefühle, Wahrnehmungen und anderen leiblichen Regungen als so selbstverständlich zu sich gehörend empfinden wie ihre Nase oder ihre Hand (Fuchs 2000a, Baer 2012, Merleau-Ponty 1966, Waldenfels 2000). Auch zur Symptomatik mancher psychischer Erkrankungen gehören die Brüchigkeit oder der teilweise Verlust der Meinhaftigkeit, insbesondere bei schizophrenen Erkrankungen und Persönlichkeitsstörungen (Fuchs 2000b).
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