Achtsamkeit und traumatische Erfahrungen, Teil 1: Trigger!?



 

 

 

Wir befürworten Achtsamkeitsübungen sehr und haben unser Konzept der Würde-Achtsamkeit im KLT-Journal auf der Webseite www.baer-frick-baer.de veröffentlicht. Die dreißigjährige Erfahrung mit Achtsamkeitseinheiten zeigt uns aber auch, dass Menschen mit traumatisierenden Erfahrungen des besonderen Schutzes im Rahmen der Achtsamkeitsarbeit bedürfen. Leider ist dies zu wenig bekannt und wird in den zumeist buddhistisch geprägten Achtsamkeitsangeboten zu wenig bis gar nicht berücksichtigt. Deswegen ein Hinweis:

Wenn Menschen mit traumatischen Erfahrungen zum Beispiel sexueller Gewalt ihrem Körper Achtsamkeit schenken, dann kann dies Erfahrungen wiederbeleben. Die Körperachtsamkeit wird so zum Trigger, Auslöser, für den traumatischen Schrecken. Wir haben zum Beispiel erlebt, dass eine Achtsamkeit gegenüber dem Schulterbereich bei einer Frau die Erfahrung der Vergewaltigung aktualisierte, bei der sie an den Schultern festgehalten wurde. Das müssen diejenigen, die Achtsamkeitsübungen anleiten, erstens wissen. Zweitens müssen sie in der Lage sein, damit umzugehen und den Betroffenen zu helfen.

Manche Achtsamkeitsübungen empfehlen wir ausschließlich für Menschen, die keine traumatischen Erfahrungen haben. Zum Beispiel ist es sehr verbreitet, dass als Entspannungs- und Einschlafübungen empfohlen wird, einzelne Körperbereiche mit dem Ausatmen in den Boden sinken zu lassen. Nun wird von vielen Betroffenen die Erfahrung von traumatisierender Gewalt insbesondere, wenn diese sich mehrfach wiederholt hat, beschrieben, als wären sie in einen Abgrund gestoßen worden oder würden in einen Abgrund sinken. Wenn diesen Menschen empfohlen wird, sich vorzustellen, tiefer in den Boden einzusinken, kann das Bild entstehen, in einen Abgrund zu fallen und das Sinken nicht mehr stoppen zu können. Auch darum ist es wichtig und notwendig, zu wissen, dass die Anleiter/innen von Achtsamkeitseinheiten mit den Folgen umgehen können.

Wir legen deshalb in unserem Konzept der Würde-Achtsamkeit Wert darauf, solche Kompetenzen zu vermitteln.

Informationen dazu unter www.zukunftswerkstatt-tk.de

Weitere Artikel dieser Serie: Achtsamkeit und traumatische Erfahrungen, Teil 2: Akzeptanz!? >>

About Udo Baer

Dr. phil. (Gesundheitswissenschaften), Diplom-Pädagoge, Kreativer Leibtherapeut AKL, Mitbegründer und Wissenschaftlicher Berater der Zukunftswerkstatt therapie kreativ, Wissenschaftlicher Leiter des Instituts für soziale Innovationen (ISI) sowie des Instituts für Gerontopsychiatrie (IGP), Vorsitzender der Stiftung Würde, Inhaber des Pädagogischen Instituts Berlin (PIB), Autor

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