„Weniger schwerwiegend“ – NSU und Kinderpornografie

Im Herbst wurde bekannt, dass auf einem Computer, den die NSU-Täter nutzten, Dateien mit Kinderpornografie gefunden worden waren. Außerdem hatten Zeugen berichtet, dass die drei Mörder in ihrem Campingwagen und bei Urlauben oft von Kindern begleitet waren. In der Wohnung der Täter wurden Kinderschuhe und Kinderspielzeug gefunden. All das wurde erst bekannt, als DANN-Spuren eines Täters am Tatort eines ermordeten Kindes gefunden wurde – wahrscheinlich wegen der Verunreinigung es Ermittlungswerkzeugs.

Das Verfahren gegen Beate Zschäpe wegen Kinderpornografie wurde schon vor langem eingestellt, weil die Mordtaten „schwerwiegender“ waren. Dabei wurde nur die zu erwartende Strafe als Kriterium gewertet. Das ist falsch. Das ist skandalös. Sexuelle Gewalt gegen Kinder darf nicht am zu erwartenden Strafmaß gemessen werden, sie ist ein Gewaltverbrechen. Dagegen muss ermittelt werden. Immer! Auch und vor allem im Interesse der traumatisierten Kinder!

About Udo Baer

Dr. phil. (Gesundheitswissenschaften), Diplom-Pädagoge, Kreativer Leibtherapeut AKL, Mitbegründer und Wissenschaftlicher Berater der Zukunftswerkstatt therapie kreativ, Wissenschaftlicher Leiter des Instituts für soziale Innovationen (ISI) sowie des Instituts für Gerontopsychiatrie (IGP), Vorsitzender der Stiftung Würde, Inhaber des Pädagogischen Instituts Berlin (PIB), Autor

2 Kommentare zu “„Weniger schwerwiegend“ – NSU und Kinderpornografie

  1. Lieber Udo,
    herzlichen Dank für diesen Kommentar, den ich aus tiefstem Herzen teile! Täglich werde ich mit den schwerwiegenden Folgen von sexueller Gewalt und Pornographie konfrontiert und finde es mehr als wichtig dies immer wieder deutlich zu machen! gerade in unserer Zeit!!! herzliche Grüße und Dank, Dagmar

  2. Wir unterhalten uns in den Foren der von sexuellem Missbrauch Betroffenen ebenso über diese Einschätzung und halten es für ein weiteres Indiz dafür, dass in Sachen NSU der Staat so ziemlich alles unterlässt, was der gerechten Bestrafung und der ordentlichen Aufklärung der Taten dienlich wäre. Ich persönlich würde es sehr begrüßen, wenn in diesem Falle vor allem der Frage nachgegangen werden würde: wer waren diese Kinder, leben sie noch, wenn ja, in welchen Verhältnissen und müssen sie aus diesen befreit werden? Es ist ein Skandal wie mit dem Leben der Kinder umgegangen wird und es macht den Tätern großen Mut, in Zukunft noch entspannter als bisher Straftaten zu begehen in dem Wissen, dass sie nicht verfolgt werden. Die Situation betroffener Kinder ist schlecht und wird sich hierdurch verschlechtern. Was sind die wahren Gründe, wo sitzen die richtig großen Fische?

Schreibe einen Kommentar zu Dagmar Schön Antworten abbrechen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert.