Stolz und Trauma-Erfahrungen

„Sei nicht so stolz“, das haben viele von Ihnen bestimmt gehört, zumindest als Kinder. „Darauf kannst du stolz sein“, werden auch einige gehört haben, doch eine deutlich kleine Anzahl.

„Stolz“ hat mehrere Bedeutungen, ist ein schillernder Begriff. Oft wird er mit Überheblichkeit gleichgesetzt und so abgelehnt. Doch stolz zu sein ist unserer Meinung nach positiv, eine wertvolle Eigenschaft, ein wichtiges Gefühl. Wer sich stolz fühlt, nimmt sich und seine Taten als positiv an, akzeptiert, dass er oder sie etwas geschafft, etwas erreicht hat. Dies stärkt das Selbstbewusstsein und das Selbstwertgefühl.

Auch bei Opfern traumatisierender Gewalt ist Stolz ein widersprüchliches Gefühl, wenn auch die Widersprüchlichkeit anders gestaltet ist, als bislang betrachtet. Viel fühlen, dass sie in ihrem Widerstand gegen die Täter, gegen die traumatisierenden Gewalttaten gescheitert sind. Ihr „Nein“, ihr „Stopp“ wurden nicht gehört, wurden übergangen und missachtet. Dies wird manchmal als „Versagen“ betrachtet, Scham- und Schuldgefühle sind die Folge, das Selbstwertgefühl und der „Stolz“ sind verletzt. Auf der anderen Seite können sie stolz sein, dass sie überlebt haben, dass die Täter es nicht schaffen, ihr Leben zu zerstören, dass sie sich auf den Weg des Aufrichtens in Würde machen.

Diesen Stolz sollten wir stärken und unterstützen.

About Udo Baer

Dr. phil. (Gesundheitswissenschaften), Diplom-Pädagoge, Kreativer Leibtherapeut AKL, Mitbegründer und Wissenschaftlicher Berater der Zukunftswerkstatt therapie kreativ, Wissenschaftlicher Leiter des Instituts für soziale Innovationen (ISI) sowie des Instituts für Gerontopsychiatrie (IGP), Vorsitzender der Stiftung Würde, Inhaber des Pädagogischen Instituts Berlin (PIB), Autor

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