Schenken Sie anderen Menschen Antworten. Ein Gastbeitrag von Frau Lydia Arndt

Es ist mir ein Herzensanliegen über dieses Thema zu schreiben, weil es mich auch selbst immer mal wieder betrifft.

Kennen Sie dieses Gefühl nicht beantwortet zu werden? Es taucht in beruflichen Kontexten ebenso gerne auf, wie in privaten. Sie stellen eine Frage oder treten in Verhandlungen und bekommen von Ihrem Gegenüber keine Antwort.

Mir ist es im letzten Jahr im Kontakt mit einer Institution begegnet, der ich meine Fortbildungen angeboten habe. Es fanden freundliche und interessierte Gespräche statt, mit der Absprache sich zu melden. Es kam keine Rückmeldung. Auch auf Nachfrage durch eine Email gab es keine Antwort.

Was löst ein solches Unbeantwortet bleiben aus? Zunächst mal Irritation, dann Unverständnis. Und ob wir wollen oder nicht, auch Verunsicherung.

Für mich gilt, eine Antwort die schmerzhaft ist, ist besser als keine.

Menschen zu Beantworten ist eine Menschenpflicht. Warum?

Weil wir zutiefst auf Antworten angewiesen sind.

Von Anfang an.

Auch in Liebesbeziehungen gibt es diese Situationen, dass der Eine lieber nach hinten ausweicht, als stehen zu bleiben und aufrichtiges Gegenüber zu sein. Nicht beantwortet zu werden, schmerzt mehr als eine schmerzliche Antwort.

Manchmal gibt es tatsächlich noch keine eindeutige Antwort oder man ist nicht in der richtigen Verfassung für eine passende Antwort. Auch dann gibt es wertschätzende Möglichkeiten:

“Es tut mir leid, jetzt gerade kann ich nicht. Können wir morgen nochmal sprechen. Gib mir ein wenig Zeit.”

Und schon kann mein Gegenüber spüren, dass ich es ernst nehme und wertschätze. Probieren Sie es mal aus.

Das Gleiche gilt auch in beruflichen Kontexten. Wir wissen heute, dass arbeitslose Menschen vielfach unter Stresssymptomen leiden. Sie leben mit vielen Unsicherheiten, die zu Stressreaktionen führen. Und sie leben mit dem tiefen Wunsch einen Arbeitsplatz zu finden. Wieder dazuzugehören. Sie bieten sich an. Sie versenden Bewerbungen, zeigen sich und packen aus.

Die Erfahrung zeigt, viele dieser mit Hoffnungen gefüllten Bewerbungen werden gar nicht beantwortet. Die Menschen wollen Begegnungen und Rückmeldungen und bleiben vielfach in der Leere stehen. Das tut nicht gut. Um nicht zu sagen, es kann krank machen, weil es kränkt.

Nicht beantwortet zu werden geht uns Menschen an den Wert, an die Würde und unter die Haut. Es ist würdelos, um eine Antwort zu bitten und keine zu erhalten.

Und es sind zutiefst menschliche Gefühle. Wir Menschen brauchen uns. Machen wir uns nichts vor.

Wir brauchen es gesehen und gehört zu werden. Und wenn wir eine Frage, in den Begegnungsraum stellen, haben wir alle ein Recht auf eine Antwort. Für all diejenigen von uns, denen es schwer fällt unangenehme Antworten zu geben ist dieser Blogbeitrag. Und natürlich auch für all diejenigen, die in der Warteschleife sitzen geblieben sind. Fassen wir uns ein Herz, formulieren wir aufrichtige Antworten wohlwollend und schenken wir unseren Mitmenschen die Erfahrung eines wertschätzenden Gegenübers. Und andersherum: Wenn Sie auf eine Antwort warten, seien Sie mutig und sprechen Sie an, wie es Ihnen, mit dem Unbeantwortet sein, geht.

Muten wir uns zu. Es ist Beziehungsarbeit, an der wir wachsen.

Besuchen Sie die Seite von Frau Lydia Arndt:https://www.beziehungs-weise-gesund.de/2021/03/07/schenken-sie-anderen-menschen-antworten/

About Lydia Arndt

Diplompädagogin, Universität Dortmund Heilpraktikerin für den Bereich Sprachtherapie / Gesundheitsamt Unna Langjährige Beratungsarbeit von Eltern und Pädagogen Fortbildungsarbeit für Lehrer und Erzieher Mitarbeiterin einer Fachberatungsstelle zu sexueller Gewalt Dozentin für Tanztherapie und Achtsamkeit, WIR Dortmund Dozentin bei der KBS Dortmund Referentin für Beziehung, Achtsamkeit und Gesundheit

2 Kommentare zu “Schenken Sie anderen Menschen Antworten. Ein Gastbeitrag von Frau Lydia Arndt

  1. Im letzten Jahr hat mich meine beste Freundin nach 25jaehriger Freundschaft in meiner tiefsten Lebenskrise einfach sitzen lassen ohne ein Wort der klaerung. Sie, Ärztin und Psychotherapeutin, wusste um meine Probleme. Ich konnte es nicht fassen und war zutiefst verstoert. Jetzt, nach 50 therapiesitzungen konnte ich für mich den Knoten auflösen und begreifen, warum mir das so zu schaffen gemacht hat. Sie stand in Personalunion in 8 verschiedenen Rollen zu mir in Beziehung und so erlebte ich einen erdrutschartigen Verlust an langjährigen Beziehungen, die sowohl auf das berufs- und auch auf das Privatleben erheblich nachwirken. Ich habe mich so geschämt, bis ich in den zahlreichen Fachbüchern auf den Zustand der Beschaemung aufmerksam wurde. Nie wieder werde ich einem Menschen so viele Rollen gleichzeitig zugestehen

    • Liebe H.,
      das hört sich nach einer schwierigen Zeit für dich an. Schön, dass du so gut für dich gesorgt hast, die Themen erkannt hast und eine würdige Entscheidung für dich getroffen hast.
      Beste Grüße, Lydia

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