- Erste Hilfe bei Traumatisierungen, Teil 1: Welchen Stellenwert hat die Erste Hilfe?
- Erste Hilfe bei Traumatisierungen, Teil 2: Der erste Mensch ist am wichtigsten.
- Erste Hilfe bei Traumatisierungen, Teil 3: Stress triggert !
- Erste Hilfe bei Traumatisierungen, Teil 4: Nicht drängen, nicht drängeln
- Erste Hilfe bei Traumatisierungen, Teil 5: Nicht alleine lassen!
- Erste Hilfe bei Traumatisierungen, Teil 6: Parteilichkeit, Schutz und Schuldgefühle
- Erste Hilfe bei Traumatisierungen, Teil 7: Zusammenbrüche, Erstarrung und Trauer
- Erste Hilfe bei Traumatisierungen, Teil 8: Weich bleiben, auch sich selbst gegenüber
- Erste Hilfe bei Traumatisierungen, Teil 9: Sachliche Hilfen
Manchmal sind die Menschen, die Sie in der Ersten Hilfe begleiten, nicht in der Lage, das was sie bewegt, zu teilen. Manchmal wirkt die Erstarrung nach und braucht Zeit, um langsam wieder aufzutauen. Dann ist es wichtig, dass Sie dies akzeptieren. Oft führt dann der erste Weg der Begleitung und der Begegnung darüber, dass über sachliche Hilfen gesprochen wird, und dass Sie in dieser Hinsicht Unterstützung anbieten können. Da fragt ein Vater, der seine Tochter bei einem Unfall verloren hat und sehr erschüttert ist, plötzlich: „Ich weiß gar nicht, wie man eine Beerdigung vorbereitet.“ Dann ist das Gespräch darüber der erste Schritt der Begegnung und Begleitung.
Andere sind nach einem Überfall nicht in der Lage, wieder zu arbeiten, und brauchen Hilfe, um sich arbeitsunfähig zu melden, oder suchen Ihre Unterstützung bei der Suche nach einer Therapeutin/einem Therapeuten usw. Wir haben auch erlebt, dass ein Opfer sexueller Gewalt in der unmittelbaren Zeit danach eine Notfallseelsorgerin als erstes danach fragte, wie sie einen Antrag bei der Opferschutzhilfe stellen könne … Die Wege der Menschen, Kontakt zu suchen, sind individuell sehr verschieden. Sachliche Hilfen können ein Weg sein, die extreme emotionale Belastung ein wenig beiseite zu stellen oder sie eine Zeit lang zu umgehen.
Die Frage nach sachlicher Unterstützung hat oft auch den Hintergrund, dass Menschen, die Opfer von Gewalt oder anderen schlimmen Erfahrungen geworden sind, in der Zeit danach oft gar nicht in der Lage sind, selber Entscheidungen zu treffen. Sie sind aus der Welt gefallen. Sie sind zumindest teilweise zusammengebrochen. Wie können sie da Entscheidungen treffen? Manche können nicht Auto fahren. Manchen wissen nicht mehr, wo ihre Wohnung ist, oder wen sie anrufen können. Sie wissen nicht mehr, ob sie Appetit haben, ob sie etwas essen wollen oder nicht, ob sie etwas trinken wollen oder nicht usw. Ganz konkrete alltägliche Entscheidungshilfen sind deswegen eine große Unterstützung. Das mag für viele banal klingen. Für die Betroffenen ist dies nicht banal, sondern kann existentielle Bedeutung haben.
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