Erste Hilfe bei Traumatisierungen, Teil 1: Welchen Stellenwert hat die Erste Hilfe?

 

 

 

Die Erste Hilfe nach traumatischen Ereignissen ist ein wesentlicher Bestandteil der Unterstützung. Sie beeinflusst im wesentlichen Maße, ob und wie traumatische Erfahrungen bearbeitet und verarbeitet werden können. Das hat verschiedene Gründe.

Der erste Grund liegt darin, dass die „Zeit danach“ dafür entscheidend ist, ob ein Trauma bewältigt werden kann oder ob es chronische Folgen gibt. Die Untersuchungen vor allem von Gabriele Frick-Baer[1] haben ergeben, dass die meisten Menschen, die traumatische Ereignisse durchleben mussten, sich in der Zeit danach alleine und alleine gelassen fühlten.

Wenn jemand spürt: „Am Schlimmsten ist das Alleinsein danach!“, dann führt dies dazu, dass der Schrecken des Traumas nicht bewältigt werden kann und immer wieder in unterschiedlichen Folgeerscheinungen auftaucht. Menschen, die ein traumatisches Ereignis, sei es Gewalt einschließlich sexueller Gewalt, ein Unfall, eine schwere Verletzung oder anderes, erleben mussten, brauchen in der Zeit danach Unterstützung, Begleitung, Trost usw. Die Zeit danach beginnt in der ersten Minute.

Zweitens wissen alle, die sich mit traumatischen Prozessen auskennen, dass die meisten traumatischen Ereignisse einen Schock hervorrufen. In diesem Schock sind die Menschen erstarrt. Manche realisieren noch gar nicht richtig, was passiert ist. Sie sind in jedem Fall verstört. Der Schmerz, die Trauer, der Zorn und andere Gefühle treten oft erst später auf. Es ist wichtig und notwendig, dass Menschen in dieser Schockphase nicht alleine sind, sondern wohlwollend begleitet werden.

Drittens ist es noch einmal wichtig, darauf hinzuweisen, dass ein Trauma nicht durch ein Ereignis definiert wird, sondern durch die Reaktion auf ein Ereignis. Ein Unfall kann bei manchen Menschen ein Trauma hervorrufen mit mehr oder weniger schwerwiegenden und langfristigen Folgen, für andere kann ein Unfallgeschehen anders verarbeitet werden. Ob ein Ereignis zu einem Trauma wird oder nicht, hängt nicht nur davon ab, welche Vorerfahrungen die betroffenen Menschen haben, sondern ganz entscheidend davon, ob sie in der Zeit danach alleine sind oder begleitet werden.

Sich mit der ersten Hilfe bei Traumatisierungen zu beschäftigen, ist wichtig und notwendig und ich werde deshalb in diesem Blog nach und nach Beiträge zur Ersten Hilfe bei Traumatisierungen veröffentlichen.

 

[1] Frick-Baer, G. (: Am Schlimmsten ist das Alleine sein danach …)

Weitere Artikel dieser Serie: Erste Hilfe bei Traumatisierungen, Teil 2: Der erste Mensch ist am wichtigsten. >>

About Udo Baer

Dr. phil. (Gesundheitswissenschaften), Diplom-Pädagoge, Kreativer Leibtherapeut AKL, Mitbegründer und Wissenschaftlicher Berater der Zukunftswerkstatt therapie kreativ, Wissenschaftlicher Leiter des Instituts für soziale Innovationen (ISI) sowie des Instituts für Gerontopsychiatrie (IGP), Vorsitzender der Stiftung Würde, Inhaber des Pädagogischen Instituts Berlin (PIB), Autor

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