SERIE Komorbidität – Traumaerfahrungen und psychische Erkrankungen (1): PTBS

PTBS (= Posttraumatische Belastungsstörung) und psychische Erkrankungen werden oft parallel diagnostiziert. Das parallele Auftreten zweier seelischer Erkrankungen wird „Komorbidität“ genannt.

Zwei große epidemiologische Studien in den USA und Australien ergaben bei 85–88% der Männer und 78–80% der Frauen mit PTBS komorbide psychiatrische Diagnosen (Kessler et al., 1995; Creamer et al. 2001). In der deutschen Studie von Perkonigg et al. (2000) wurde bei 87,5 % der PTBS-Patienten mindestens eine weitere psychische Störung diagnostiziert. Dies lässt vermuten, dass viele psychische Erkrankungen auf traumatischen Erfahrungen beruhen und eine chronifizierte Form der Traumafolgen bzw. der Versuche zur Traumabewältigung sind. Eine Angststörung kann in einer traumatischen Gewalterfahrung wurzeln, die Angst hat sich „verselbstständigt“ und wurde dauerhaft. Eine Depression kann als Folge einer traumatogenen Erstarrung („Freeze“) entwickelt werden und chronifizierter Ausdruck von Rückzugsverhalten. Schizophrene Erkrankungen können Ausdruck des Zerbrechens der subjektiven Welt traumatisierter Gewaltopfer sein usw.

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About Udo Baer

Dr. phil. (Gesundheitswissenschaften), Diplom-Pädagoge, Kreativer Leibtherapeut AKL, Mitbegründer und Wissenschaftlicher Berater der Zukunftswerkstatt therapie kreativ, Wissenschaftlicher Leiter des Instituts für soziale Innovationen (ISI) sowie des Instituts für Gerontopsychiatrie (IGP), Vorsitzender der Stiftung Würde, Inhaber des Pädagogischen Instituts Berlin (PIB), Autor

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